Innovationen im Tourismus: Status Quo und Handlungsempfehlungen

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Innovationen im Tourismus: Status Quo und Handlungsempfehlungen
Innovationen im Tourismus:
Status Quo und Handlungsempfehlungen
Ass.-Prof. Dr. Birgit Pikkemaat, ifit, Innsbruck
Ao. Univ.-Prof. Dr. Mike Peters, MCI Innsbruck
Tag der Innovation,
Innovation 25
25. November 2011/ Four Points Sheraton - Messe Bozen,
Bozen
1. Zum Einstieg: Besonderheiten von Innovationen
im Tourismus
2. Herausforderungen für das
Innovationsmanagement im Tourismus
3 Interne und externe Determinanten von
3.
touristischen Innovationen
4 Empirische
4.
E i i h Belege
B l
aus der
d touristischen
t i ti h
Innovationsforschung
5. Implikationen und Handlungsempfehlungen für
die Wirtschaftspolitik
1. Zum Einstieg
1. Zum Einstieg: Was sind Ideen? –
1
Drei Schriftsteller
Eine Idee muss Wirklichkeit werden,, oder sie ist nur eine eitle
Seifenblase (Berthold Auerbach,1812-1882)
„ Fantasie haben heißt nicht, sich
„Menschen
Menschen mit einer neuen etwas auszudenken,
auszudenken es heißt
heißt,
sich aus den Dingen etwas zu
Idee, gelten solange als
Spinner bis sich die Sache machen.“ ((Thomas Mann,, 1875-1955))
Spinner,
durchgesetzt hat“
(Mark Twain,1835-1910)
1. Zum Einstieg: Was sind
1
Innovationen im Tourismus?
Innovation ist wenn der Markt “Hurra” schreit.
Henkel’s Chief Technology Officer (in Gassmann/Sutter 2008)
„Durchsetzung
Durchsetzung neuer
Kombinationen“
((Schumpeter
p
1964,, S. 100))
„Umsetzung einer neuen
nützlichen Idee von ihrer
Entstehung bis zur
erfolgreichen
g
praktischen
p
Anwendung (Little 1988, S. 15)
1. Zum Einstieg: Was sind
1
Innovationen im Tourismus?
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Tourismusprodukt besteht aus Hard- und Software, aus materiellen
Produkten und Dienstleistungen
Tourismusprodukte sind Prozesse
Prozesse, raumraum und zeitübergreifend
Tourismus ist ein Erfahrungs- und Vertrauensgut
Tourismusprodukt ist Leistungsbündel
“uno
uno-actu-Prinzip
actu Prinzip”:: Produktion und Konsum der touristischen Leistung
fallen zusammen
Tourismusprodukte können nicht vor dem Konsum
„ausprobiert“
bi t“ werden
d
Persönliche, emotionale DL können zur Differenzierung beitragen
2. Herausforderungen für das
Innovationsmanagement
Im Tourismus
2. Herausforderungen für das
2
Innovationsmanagement im
Tourismus
Brauchen wir ein
Innovationsmanagement?
Es gibt doch vieles mehr:
Bauchgefühl – Vorahnung – Intuition
– etc.
etc
http://78notes.blogspot.com/2011/06/intuition-needs-your-input.html
2. Herausforderungen für das
2
Innovationsmanagement im
Tourismus
Innovation ist mehr als Invention:
Innovation = Invention +
Innovation + Diffusion!
Es ist die strukturierte
Entwicklung von Ideen innerhalb
der Unternehmung und
Erfolgreiches auf den Markt
bringen der Idee.
Bsp. Alpine Wellness
(Quelle: Vahs 1990, S. 89)
2. Herausforderungen für das
2
Innovationsmanagement im
Tourismus
•
D globale
Der
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Wettbewerb
ttb
b iistt iintensiver
t
i
geworden.
d
•
Tourismusmärkte sind über weite Teile gesättigt
gesättigt.
•
Die Kunden haben sich gewandelt und fordern heute „ anderes
und mehr“ als vor zwei, drei Dekaden.
⇒ Fü
Für den
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Tourismus
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wird
i d es d
daher
h iimmer wichtiger
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Trends
d iin
der Nachfrage und Entwicklungen der Gesellschaft frühzeitig
zu erkennen um mit innovativen Produkten darauf reagieren zu
können!
2. Herausforderungen für das
2
Innovationsmanagement im
Tourismus
Innovationswettbewerb
Innovationsdefizit
Standardisierung
Differenzierung
große Konzerne
KMU
Konzentrationsprozesse
Kooperationsprozesse
oligopolistische
Konkurrenz
monopolistische Konkurrenz
zwischen Destinationen
internationale Reiseindustrie
fragmentierte Destinationsstruktur
(Quelle: in Anlehnung an Keller 2005, S. 48)
3. Interne und externe
Determinanten
3. Interne und externe Determinanten von
touristischen Innovationen
1 In der Natur (Wandern usw.)
usw )
28 %
2 Zu Hause beim Fernsehen, Essen, Hobby usw.
14 %
3 Ferien, Reisen
13 %
4 Auf Geschäftsreisen/Fahrt zum Büro
11 %
5 In langweiligen Meetings
10 %
6 Freizeitsport/Verein, Club
9%
7 Bei anderen Gelegenheiten
15 %
Wo entstehen neue Ideen?
(Nach: Fueglistaller, 2001)
3. Interne und externe Determinanten von
touristischen Innovationen
STRATEGIE
Die Aufgabe
Human
Ressourcen
Galbraith 1975
Struktur
Prozesse
Anreize
3. Interne und externe Determinanten von
touristischen Innovationen
Marktstruktur
FaktorKonditionen
Tourismus
Cluster/
p
Kooperationen
Basierend auf Porter, 1990
Touristen
z.B. Landwirtschaft, Kultur,
Sportindustrie,
Technologie,
g
Filmindustrie
4. Empirische Belege
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Innovationen im Tourismus –
Eine Studie zur Lage
g in Tirol ((2009))
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Innovationen im Tourismus – Eine Studie zur Lage in Tirol (2009)
Ziel: Analyse von Innovationstätigkeiten und Innovationsbedarf
Stichprobe: 37 Tiroler Unternehmer, Hoteliers, Seilbahnbetreiber,
Obmänner und Geschäftsführer der Tourismusverbände aus 23
der 36 Destinationen
Auswertung: MAXQDA 2007
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Innovationsbedarf:
−
−
−
−
−
Q
Qualitätssicherung
g (Kundenkontaktpersonal,
(
p
, Vermarktung
g mittels IT))
Flexible Mitarbeiterbeschäftigung und multioptionale Mitarbeiter
Infrastrukturelle Maßnahmen für den Sommertourismus
Wissensvermittlung im Destinationsmanagement
Weiterentwicklung bestehender Angebote (Wanderwege,
Mountainbikestrecken)
− Vermarktung der Destinationen (Schaffung von Know How für KMUs)
„
„Innovationsfreude
ist eine Grundeinstellung.“
g
(Heinrich Klier, Wintersport AG Stubaitaler Gletscher)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Triebkräfte für Innovationen:
– Marktbeobachtungen: Beobachtungen in der ganzen Welt, Reisen,
persönliche Urlaubserfahrungen
– Führungsanspruch der Destinationen, Wettbewerb
– Imitationen bereits bestehender Produkte
– Lesen von Fachliteratur, Besuch von Messen und Kongressen
– Gespräche mit anderen Touristikern, Leitbetrieben, Vereinen,
– Diskussionen mit Mitarbeitern
„Im Wesentlichen geht es darum, sich selber zu motivieren.“
(Aloys Geiger, GF Bergbahnen Fiss)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Arten von Innovationen:
– In den letzten Jahren wurde primär in Hardwareinnovationen
investiert, technische Innovationen, v.a. bei den Aufstiegshilfen
sind vorrangig
– Dienstleistungsinnovationen werden dennoch als wesentliches
Differenzierungskriterium
g
für die Zukunft g
gesehen
– Erlebnistourismus, Sport und Gesundheitsbewußtsein sind die
zentralen Themenschwerpunkte
„Innovation heißt, ein Puzzle
neu zusammenzufügen“
g
(Franz Tschiderer,
Obmann TVB Serfaus-Fiss-Ladis)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Erfolgsfaktoren:
−
−
−
−
−
Kooperationen auf Destinations- und Unternehmensebene
Zusammenarbeit mit „Schlüsselpersonen
Schlüsselpersonen“
Gemeinsames in eine Richtung drängen, „kompromissloses“ Durchziehen
Unternehmernetzwerke, Erfahrungen der Unternehmer
U t
Unternehmereigenschaften:
h
i
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M
Mut,
t Fantasie,
F t i Kreativität
K ti ität und
d
Risikobereitschaft
− Positiv eingestellte Mitarbeiter
„Man muss die kritische Masse mit neuen Ideen erreichen – so entsteht
Tourismus und Mehrwert.“
(Günther Aloys, Hotelier Ischgl)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Kooperationen:
− Kooperation ist Grundvoraussetzung für Innovationen.
− Vertikale Kooperationen zwischen Unternehmern, Seilbahnbetreibern
und Tourismusverbänden sind vorrangig.
− Kooperationen zwischen Unternehmern derselben Branche finden eher
weniger statt.
− Kooperationen werden als höchst förderungswürdig eingestuft
„Die einzige Möglichkeit, Innovationen
voranzutreiben ist durch Kooperation
Kooperation.“
(Hubert Klingan, Obmann TVB
Innsbruck)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Hemmnisse:
−
−
−
−
−
−
−
Mangelnde Kooperationsbereitschaft ( TVBs)
Unprofessionalität der Unternehmer
Fehlende Akzeptanz der Bevölkerung
Politik, Bürokratie und Naturschutz (Seilbahnen)
Unklare Positionierung der Betriebe
Aufwendige Projektanträge
Fehlendes Risikokapital
„Es ist schon fast Tiroler Mentalität, Neues
von Anfang an kritisch zu hinterfragen.“
(Ch i ti
(Christiane
Gasser,
G
Swarovski Tourism GmbH)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Conclusio 1: geringer Innovationsgrad
Inkrementelle Innovationen und Produktverbesserungen in Form von
„kosmetischen“ Veränderungen dominieren in unseren fragmentierten
Destinationsstrukturen, die durch die Dominanz von KMUs charakterisiert
sind. Hier herrschen immer noch Innovationsdefizite im Vergleich zu
anderen Branchen oder g
großen Resorts.
(Q ll W
(Quelle:
Walder
ld 2006
2006, Weiermair
W i
i ett all 2004,
2004 K
Keller
ll 2005
2005, S
Sancho
h P
Perez ett all 2007)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Conclusio 2: Hardware dominiert
Innovationen im Bereich der Hardware und technologische
Innovationen sind weit mehr verbreitet als Innovationen im
Bereich der Software oder Prozessinnovationen.
(Quelle: Pikkemaat und Peters, 2004)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Conclusio 3: strategische Innovationsprozesse fehlen oft in KMUs
Innovationen werden wenig systematisch entwickelt. Es fehlt an
idealtypischen Schritten und auch an Zielen, Strategien, Projektgruppen
und meist auch dem Know How. Ideen werden eher nach Lust und
Laune umgesetzt, im „trial und error“ Verfahren.
(Quelle: Pikkemaat und Holzapfel 2007
2007, Peters und Pikkemaat 2005
2005, 2009
2009, Volo 2004)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Conclusio 4: Die Innovation steht und fällt mit dem Unternehmer
Das Unternehmertum hat einen großen Einfluss auf die Innovationen.
Je nach Risikobereitschaft und Charakter des Unternehmers werden
Ideen schneller und erfolgreicher auf den Markt gebracht. Mitarbeiter
werden ebenso wie die Kunden nur in den seltenen Fällen in den
Innovationsprozess miteinbezogen.
(Quelle: Peters 2006, Weiermair et al 2004, Sancho Perez et al 2008)
4. Empirische
p
Belege
g
aus der Innovationsforschung
Conclusio 5: Innovationen werden selten geschützt
Viele Ideen werden imitiert, im „copy und paste“ Verfahren, da wenig
Patente angemeldet werden und Ideen nur selten geschützt.
(Quelle: Weiermair et al 2004, Pechlaner et al 2006, Hollenstein 2001)
5. Implikationen
und Handlungsempfehlungen
5. Implikationen
p
und
Handlungsempfehlungen
Förderungsbedarf:
− Mitarbeiter: Potenzial als Ideengeber gegeben. Gezielte Förderung in
Richtung Innovationsverhalten.
Innovationsverhalten
− Unternehmer: strategische und professionelle Planung und Durchführung
von Projekten
− Destinationen:
D i i
d
destinationsübergreifende
i i
üb
if d IInitiativen,
ii i
gemeinsame
i
Projektentwicklung durch Kooperationen der Betriebe
5. Implikationen
p
und
Handlungsempfehlungen
Kooperationen sind förderungswürdig
Leuchtturmprojekte 2011 :
"Wanderdestination Information & Vermarktung Bad Kleinkirchheim"
der Bad Kleinkirchheimer To rism s Marketing GmbH (Kärnten)
der Bad Kleinkirchheimer Tourismus Marketing GmbH (Kärnten)
"Dirndltaler Kreativwerkstatt"
der ARGE Dirndltaler Kreativwerkstatt (Niederösterreich)
(
)
"Culinary Art Tourism Project"
des Vereins Hotspots ‐ Die Linzer Gastronomie und Hotellerie (Oberösterreich)
"Ganzjahresdestination Hohe Tauern Health"
ARGE Ganzjahresdestination Hohe Tauern Health (Salzburg)
"Touristische Inwertsetzung der Gestaltungskompetenz der
Region Bregenzerwald"
Tourismus Bregenzerwald (Vorarlberg)
5. Implikationen
p
und
Handlungsempfehlungen
Fakt ist, ..
− Tourismusdestinationen sind mit sehr unterschiedlichen
Problemen konfrontiert.
− ein Gießkannenprinzip erscheint daher nicht zielführend.
− die Anwendung von Fördermitteln sollte daher speziell auf
die unterschiedlichen Ansprüche der Destinationen
zugeschnitten werden.
− es gibt genügend Ansatzpunkte zur Förderung von
Innovationen im Tourismus.
5. Implikationen
p
und
Handlungsempfehlungen
Was kann das Unternehmen tun?
ƒ Die Innovative Organisation zulassen!
ƒ Neues
N
iin di
die U
Unternehmung
h
hi
hineinlassen!
i l
!
ƒ UnternehmerInnen müssen sich Zeit nehmen!
ƒ Explizit
p
Richtung
g Innovationsmanagement
g
g
gehen und operatives
p
von strategischem Trennen !

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